Artikel 19 der Allgemeinen Charta der Menschenrechte verspricht allen Menschen auf unserem Planeten das Recht auf freie Meinungsäußerung:

Artikel 19
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.

Nachdem wir uns in unserer sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ schon ziemlich gut in Richtung Meinungsfreiheit bewegt hatten – nicht Wenige haben dafür gekämpft, Einige dafür gar ihr Leben gelassen – gibt es in meinen beiden Heimatländern Deutschland und Israel derzeit bedenkliche Tendenzen, die Freiheit der Meinungsäußerung empfindlich zu beschneiden. In Israel gibt es immer mehr Gesetze, die z.B. Menschenrechtsaktivisten darin einschränken, ihren Job zu machen. In Deutschland darf zwar die NPD als staatlich finanzierte Partei existieren, aber Veranstaltungen, in denen es um Menschenrechte für Palästinenser geht oder womöglich sogar um – Gott bewahre! – gleiche Rechte für Israelis und Palästinenser, werden am laufenden Band abgesagt. Begründung: Antisemitismus. Weil wenn’s um Israelkritik geht, können ja nur Antisemiten am Werk sein, im Zweifelsfall sogar Juden oder Israelis, die dann bedarfsweise zu „selfhating Jews“ deklariert werden. Das findest Du absurd? Frag mich mal, wie ich das finde.

Aktuelles Beispiel: In Frankfurt sollte eine Konferenz zum 50. Jahrestag der israelischen Besatzung stattfinden, organisiert vom Deutschen Koordinierungskreis Palästina-Israel KoPI, hochkarätig besetzt u.a. mit den jüdisch-israelischen Professoren Ilan Pappe und Moshe Zuckermann. Der Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker entblödet sich nicht, die Veranstaltung zu verbieten. „Antisemitisch“.  „So etwas dulden wir nicht in unserer Stadt.“ Hunderte von Mails erreichten den Vermieter in Frankfurt – die meisten mit dem gleichen Wortlaut. Aber nicht Aufrufe, die Meinungsfreiheit nicht mit Füßen zu treten, nein. Mails, die Druck machen, um nur ja nicht Menschen öffentlich sprechen zu lassen, die eine unbequeme Meinung zu Israels menschenverachtender Politik haben und diese auch noch wissenschaftlich begründen. Arnd Festerling schrieb dazu einen mutigen Kommentar in der Frankfurter Rundschau.

Einen ähnlichen Vorgang gab es im Vorfeld eines Benefizkonzerts für Gaza im Münchner Vorort Gräfelfing – da blieb die Bürgermeisterin Uta Wüst standhaft. Trotz etwa Hundert Mails mit Drohungen, Aufrufen, Beschwörungen – und Verleumdungen gegen die „antisemitische Israel-Hasserin Nirit Sommerfeld“. Wenn’s nicht so dramatisch schlimm bestellt wäre um eine unserer größten Errungenschaften – das Recht auf freie Meinungsäußerung – dann würde ich bei diesem absurden, leicht widerlegbaren Vorwurf gegen meine Person einfach nur ganz, ganz, ganz laut lachen. LOL.

Bei aller Ernshaftigkeit: Wir lassen uns die Freude am Leben ebenso nicht verbieten wie den Mund!!!

Kommt also zu den Veranstaltungen – siehe unten – und diskutiert mit!


Film: Israel vs Israel

Heute Abend, 29. März 2017, 19:30 Uhr
Israel vs Israel
Preisgekrönter Dokumentarfilm des schwedischen Filmemachers Terje Carlsson

Bildergebnis

Carlsson begleitet Friedensaktivisten in Israel, die sich für die Beendigung der Besatzung des Westjordanlandes einsetzen und Palästinenser im Alltag unterstützen – an den Checkpoints, bei Angriffen jüdischer Siedler auf Palästinenser und bei Auseinandersetzungen mit der Besatzungsarmee.

Anschließend wird es ein Gespräch geben, zu dem ich als Geschäftsführerin von BIB e.V. eingeladen bin und in dem ich über meine persönlichen Erfahrungen in Israel und in der Westbank erzählen werde und für Fragen zur Verfügung stehe.


Ausstellung: Putin, Putin …

Morgen Abend, 30. März 2017, 19 Uhr

Putin, Putin…

Porträtbilder von Ira Blazejewska
in der
Galerie Christoph Dürr
Hübnerstr. 5, 80637 München

Putin – der Mann mit den tausend Gesichtern, polarisierende Projektionsfläche.

Durch Kunst entsteht Distanz, durch Distanz wird Vertiefung möglich, das großzügige Zulassen der widersprüchlichsten Aspekte des betrachteten Objektes.
Putin – eine Investigation jenseits von
„Puting“ und „Putinbashing“.

Zur Einführung werden
Elena Fedorova und Karl Detering sprechen.

Außerdem werden wir am Vernissage Abend gegen 21.00 Uhr diskutieren: Russland.Kultur.Putin.

Elena Fedorova (managing director Atelier Alen Contemporary Art), Nirit Sommerfeld (Schauspielerin und Aktivistin) und weitere interessante Gäste werden sich mit uns austauschen.

2 Gedanken zu „“

  1. Gut, dass es diesen Newsletter gibt, der sich um die Belange der unterdrückten Palästinenser kümmert.
    Und Danke, dass die Schikanen gegen friedliche Israelkritiker in Frankfurt angeprangert werden.
    Schade, allerdings, dass in diesem Newsletter die nicht minder bedenkliche Tatsache nicht erwähnt wurde, warum die Vereinigung Salam Shalom ab sofort im Münchener Eine Welt Haus keine Räume mehr bekommt, nachdem die Stadtverwaltung massiven Druck ausgeübt hat – wegen angeblichem Antisemitismus in den Veranstaltungen dieser Gruppe.
    Welche Gründe haben Euch zu diesem Schweigen bewogen?
    Liebe Grüße
    Thomas de Lates

  2. Nirit trifft den Nagel auf den Kopf. Es stimmt, sobald man die leiseste Kritik an Israels Siedlungspolitik etc. äussert, wird man von irgendwem als antisemitisch beschimpft.

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